Vor genau fünf Jahren haben wir die erste Ausgabe des LAUSSER Verteilers herausgebracht. Im Interview erfuhren wir von den Unternehmensgründern, wie in den 1970er-Jahren alles begann. Heute wird das Unternehmen 50 und gehört zu den führenden und erfolgreichsten im Bereich Anlagenbau, Gebäude- und Energietechnik in Deutschland. Karl und Heribert Laußer erzählen von ihren Erinnerungen, Visionen und Highlights. Und wie man mit cleveren Ideen und innovativen Technologien die vier Elemente zähmt – und Menschen begeistert.
CG*: Gratulation zum 50. und Ihrem Lebenswerk. Wie fühlt es sich an, wenn Sie heute auf sich wirken lassen, was Sie erreicht haben?
Karl Laußer: Wunderbar – und unwirklich zugleich. Vor 50 Jahren haben wir zu zweit angefangen. Heute beschäftigen wir 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verwirklichen Millionenprojekte für Großkonzerne.
Heribert Laußer: Es ist viel passiert in 50 Jahren. Gleichzeitig sind sie vergangen wie im Flug. Das fühlt sich nicht wie ein halbes Jahrhundert an. An vieles erinnere ich mich, als sei es gestern gewesen.
CG: Hätten Sie damals zu träumen gewagt, dass sich Ihr Handwerksbetrieb für Heizungs- und Lüftungsbau einmal zum führenden Anlagenbauer im Bereich der Gebäude- und Energietechnik entwickeln wird?
Heribert Laußer: Zum Träumen hatten wir keine Zeit. Wir mussten uns einen Namen machen, damit uns die Kunden, die wir haben wollten, das Vertrauen schenkten. Heute zählen namhafte Firmen wie Porsche, Roche, Siemens und Co. dazu. Aber der Weg dorthin war harte Arbeit und kontinuierliche Weiterentwicklung. Davon träumt man nicht. Man muss sie antreiben.
Karl Laußer: Fortschritt ist nicht nur Anpassung, es ist VOR-Schritt. Wer in unserem Bereich erfolgreich sein will, darf den Entwicklungen und Trends nicht hinterherlaufen. Er muss sie vorausdenken. Was man vor 50 Jahren nicht für möglich gehalten hätte, ist heute Technologiestandard. Was wird es dann erst in 50 Jahren geben, was sich viele heute noch nicht vorstellen können? Zwischen dem, was gestern machbar war, heute denkbar ist und in Zukunft möglich sein wird, ist viel Raum für Pioniergeist.
CG: Sie haben mir einmal gesagt: „Nach jedem Projekt schaffte mir Heribert einen größeren Auftrag heran – und ich fragte mich manchmal, ob das jetzt nicht eine Nummer zu groß ist für uns.“
Karl Laußer: In den ersten 10 Jahren war das tatsächlich so. Nicht, dass ich an uns gezweifelt hätte. Aber mein Team und ich mussten ja in der Praxis erfüllen, was Heribert am Verhandlungstisch ausgemacht hat. Da kann man schon Respekt vor der großen Aufgabe bekommen. Genau dieser Respekt schärft aber auch die Sinne und den Fokus.
Heribert Laußer: Wir haben uns gut ergänzt. Es hat hervorragend funktioniert. Wir wuchsen mit unseren Aufgaben.
CG: Heribert hat die Türen geöffnet und Karl hat die Kunden zufrieden gemacht. Wie kam es zu dieser Rollenverteilung?
Heribert Laußer: Karl war Handwerksmeister, ich technischer Zeichner für Versorgungstechnik. Ich kümmerte mich folglich um die Planung, er um die Umsetzung. Mit der Zeit kamen viele Aufgaben dazu. Meine waren die Akquise, der Vertragsabschluss, die Kalkulation, das Aufmaß, die Planung und die Abrechnung. Karl war draußen auf den Baustellen und in den ersten 10 Jahren Baustellenleiter, Vorarbeiter, Monteur und Schweißer in einem. Und wenn er in der Firma war, widmete er sich seinen Ideen und Entwicklungen.
Karl Laußer: Heute haben wir 58 Ingenieure, 37 Techniker, 65 Systemplaner, 128 Mitarbeiter in der Verwaltung und 49 Lehrlinge. Die Funktionen sind also auf viele Schultern verteilt – und die bewährte Aufgabenteilung zwischen mir und meinem Bruder besteht immer noch.
Heribert Laußer: Und noch etwas ist bis heute gleich geblieben: die enge Verzahnung von Planung und Montage. Das ist ein wichtiger Qualitätsaspekt in unseren Projekten.
CG: Wann ist denn der 50. Geburtstag Ihres Unternehmens auf den Tag genau, lässt sich das sagen?
Karl Laußer: Ich habe 1971 meine Meisterprüfung im Zentralheizungs- und Lüftungsbauer-Handwerk gemacht und dann zum Jahreswechsel die Firma in Eggerszell gegründet. Heribert machte seine Prüfung zum Technischen Zeichner und kam dann im Februar 1972 zu mir. Dann ging es so richtig los. Zuerst haben wir in Eigenheimen Heizungen montiert. Später bauten wir in Schulen die Heizungen und sanitären Anlagen ein.
Heribert Laußer: Sie müssen sich vorstellen, zu dieser Zeit hatten die Häuser auf dem Land oft noch gar keine Heizung. Wir fingen an mit Holzöfen, Ölheizungen und Zentralheizungen. Erst haben wir zu zweit kleinere Wohnhäuser gemacht. Dann Wohnungsbau in größerem Maßstab und immer größere Nutzbauten.
Karl Laußer: 1974 haben wir unseren ersten Lehrling eingestellt; da hatten wir dann schon um die 10 Mitarbeiter. Die gute Ausbildung war uns immer sehr wichtig. Bis heute haben wir weit über 500 junge Leute ausgebildet. Viele von ihnen sind bei uns aufgestiegen, sind Obermonteure geworden, haben ihren Techniker oder Meister gemacht oder haben studiert. 90 % – würde ich sagen – sind uns ein Leben lang treu geblieben – von der Ausbildung bis zur Rente. Ich denke, das sagt etwas aus.
CG: „Lausser – von der Ausbildung bis zur Rente.“ Weil das Arbeitsumfeld so attraktiv ist oder weil man hier noch was bewegen kann?
Karl Laußer: Ich hoffe doch beides. Ein Beruf ist so schön, wie man ihn mag. Man muss sich darin entwickeln können. Schnell Verantwortung übernehmen dürfen. Das kann man bei uns, denke ich, sehr gut. Und man wird auch unterstützt dabei.
Heribert Laußer: Ein modernes Arbeitsumfeld mit neusten Technologien war bei uns eigentlich immer Standard. Schließlich ist es clever, sich die Arbeit zu erleichtern, wo es möglich ist. Aber das sind äußere Aspekte. Zufrieden wird man, wenn man gut ist, in dem, was man tut. Und wenn die Familie davon leben kann.
Karl Laußer: Wir hatten immer gute Leute. Das hat ganz stark unseren Erfolg ausgemacht. Dass die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort das tun, was sie am besten können. Dazu muss man mit ihnen reden, sich für sie interessieren. Sehen, was kann einer, wo fühlt er sich wohl, wo will er hin. Karl Laußer: Mir war auch wichtig, dass unsere Leute gut und pünktlich bezahlt werden. Denn ich weiß, wie das ist, wenn das Geld knapp wird. Es gab auch schwierige Zeiten, wo unsere Kassen leer waren. Aber die Löhne hatten immer Priorität – 50 Jahre lang. Darauf bin ich stolz.
Stefan Stumbeck, Fertigung- und Montageleiter Stahlbau – seit fünf Jahren bei Lausser
CG: Vor der Wende war hier – in Pilgramsberg – Zonenrandgebiet. 15 km von hier war Westdeutschland zu Ende. Wie war das für Lausser, als 1989 der Eiserne Vorhang fiel? Karl Laußer: Das war eine spannende Zeit. 1989 hatten wir bereits 200 Mitarbeiter und jede Menge zu tun. Also stellten wir 50 Monteure und Schweißer aus den neuen Bundesländern ein.
Heribert Laußer: Wir haben sie mit Bussen abgeholt und am Wochenende wieder nach Hause gefahren. Woche für Woche. Heute noch, also über 30 Jahre später, pendeln Mitarbeiter aus Thüringen und Sachsen mit LausserFirmenbussen hin und her.
Karl Laußer: Die Integration dieser Leute war ein interessanter Prozess. Vieles war neu für sie und sie mussten es erst lernen. Kalkulation, Terminplanung und solche Dinge. Aber eines konnten sie hervorragend: improvisieren. Die Lösungskreativität dieser Männer war enorm. Von ihnen konnten wir Wessis einiges lernen.
Heribert Laußer: Nach der Wende ist im Osten viel modernisiert worden. Da waren wir auch dabei. Für Coca Cola haben wir in Halle und Weimar gearbeitet. Auch im Großraum Leipzig und Dresden haben wir interessante Projekte gemacht.
Karl Laußer: Gute Arbeitskräfte sind für uns essenziell. Einige unserer Schweißer und Monteure in der Vorfertigung kommen aus Ungarn, Kroatien und Polen. Damit wir sie gut unterbringen können, haben wir hier in der Nähe ein Hotel aufgekauft, modernisiert und umgebaut zu 35 schönen Apartments. Die Leute sollen sich wohl fühlen bei uns, wenn sie schon wochenlang getrennt sind von ihren Familien.
CG: Lassen Sie uns auf unserer Zeitreise zurückspringen zu den Anfängen. 1976 sind Sie nach Pilgramsberg gezogen, wo heute noch die Unternehmenszentrale ist. Was passierte dann?
Heribert Laußer: Im selben Jahr hat Karl seine zweite Meisterprüfung gemacht, diesmal für Gas- und Wasser. Damit war unsere Expertise auch auf dem Papier komplett. Bald darauf bekamen wir den Auftrag für das Anton-Bruckner-Gymnasium in Straubing. Das war unser größter Auftrag bis dahin.
Karl Laußer: Bei der Meisterprüfung hatte ich in Theorie eine vier. Ich hatte ja keine Zeit zum Büffeln. Wir haben Gymnasien modernisiert. Das war viel besser für unsere Bildung.
CG: Was waren die großen Herausforderungen jener Zeit? Heribert Laußer: Das große Problem in den 70ern und 80ern war das Geld, die Liquidität und die Zahlungsmoral. Handwerksfirmen haben gute Arbeit abgeliefert, sind in Vorleistung getreten für Löhne und Material und haben am Ende draufgelegt. Auch wir mussten Lehrgeld bezahlen, aber wir haben schnell gelernt.
Karl Laußer: Viele Unternehmen aus unserer Branche haben diese Zeit nicht überlebt. Sie sind aufgerieben worden im Preisdumping. Dem wollten wir uns so nicht aussetzen.
Heribert Laußer: Wir wollten weg von den Bauträgern und Generalunternehmern, hin zur öffentlichen Hand und Industrie. Das sind auch sehr anspruchsvolle Kunden. Aber wenn man da gute Arbeit ablieferte, wurde man auch fair bezahlt. Karl Laußer: Die Marktpreise gingen aber allgemein immer mehr nach unten. Wir mussten messerscharf kalkulieren. Bei den Löhnen einzusparen, kam für uns nicht in Frage. Wir wussten um den Wert guter Leute. Also mussten wir andere Wege finden, wo wir Geld verdienen und Kosten einsparen konnten.
Heribert Laußer: Wir überlegten, wie wir Aufträge anders, effizienter und schneller abwickeln könnten. Wie wir moderner wirtschaften und neue Technologien nutzen konnten. Karl Laußer: Und wenn es diese Technologien noch nicht gab, haben wir sie entwickelt. So entstanden Produkte wie unser PILA-Montagesystem und Konzepte wie unsere Vorfertigung. Damit konnten wir auf den Baustellen die Effizienz steigern und die Zeiten enorm verkürzen.
CG: Wie ging es weiter? Was waren die wichtigsten Meilensteine in den nächsten 30 Jahren?
Karl Laußer: Wir haben den Weg nach München gesucht. Zu größeren Aufträgen. Größere Aufträge bedeutete größere Auftraggeber und dadurch mehr Sicherheit. Die Gewinnmargen waren niedrig. Da war es besonders wichtig, das Ausfallrisiko zu minimieren. Heribert Laußer: In Unterhaching haben wir 1979/80 unser erstes größeres Altenheim gemacht. Das Auftragsvolumen lag bei zwei Millionen Mark. Das war zu der Zeit enorm viel Geld. Bei diesem Projekt haben wir erstmals Units in unserer Vorfertigung produziert. Das war damals noch vollkommen neu, damit haben wir Maßstäbe gesetzt. Karl Laußer: Ein Großauftrag von den amerikanischen Streitkräften war dann der nächste Meilenstein. Für 7 Mio. Mark Projektbudget sollten wir eine Heizzentrale samt Versorgungsnetz für zwei Kasernen bauen.
Heribert Laußer: Dazu musste unter anderem ein Versorgungsrohr mit 1,2 m Durchmesser unter der Europastraße durchgeführt werden, ohne den Verkehr zu stören. Das war in den 80er-Jahren ein echtes Husarenstück.
Karl Laußer: Die Baubesprechungen mussten auf Englisch geführt werden. „But my English is little!“ Zum Glück war einer der Amerikaner mit einer Deutschen verheiratet. Die hat dann immer für uns übersetzt.
Heribert Laußer: Unser bis dato größter Einzelauftrag mit 20 Mio. Mark kam dann auch wieder von den Amerikanern: das Sheraton-Hotel in Garmisch. Das war dann das Sprungbrett für unseren Durchbruch in Frankfurt am Main.
Karl Laußer: Wir waren zu dem Zeitpunkt ja noch ein kleines mittelständisches Unternehmen und mussten Referenzen vorweisen. Also haben wir die Frankfurter nach Garmisch geholt und ihnen gezeigt, wie wir arbeiten.
Heribert Laußer: In Frankfurt haben wir in den nächsten 10 Jahren viele tolle Projekte abgewickelt. Unseren Kunden in der Mainmetropole haben wir viel zu verdanken.
CG: Offenbar war man in Frankfurt auch sehr zufrieden mit Lausser.
Karl Laußer: Das kann man sagen. Mit der Qualität unserer Arbeit und unserer Termintreue überzeugten wir die Bauherren. Auf der Managementebene kamen unsere kurzen Entscheidungswege sehr gut an. Die Praktiker vor Ort schätzten es, dass wir die meisten Arbeiten mit eigenen, sehr erfahrenen und eingespielten Montageteams durchführten. Lausser wurde zum Synonym für die Ruhe, die wir in die Projekte brachten und die Flexibilität, die wir beim Umgang mit Störungen an den Tag legten.
Heribert Laußer: Unser Türöffner war das Torhaus der Frankfurter Messe. Das musste im Bestand und Betrieb saniert werden. Der Bauherr war sehr zufrieden mit uns und so bekamen wir den nächsten Auftrag: der Neubau der Messehalle 11 inklusive Portalgebäude.
Karl Laußer: Das realisierten wir in Kooperation mit Max Bögl aus Neumarkt. Das Auftragsvolumen belief sich – für unseren Part – auf 60 Mio. Euro. Das war zu der Zeit der größte Auftrag in unserer Firmengeschichte. Die Übergabe an den Bauherrn fand termingerecht vor der IAA 2009 statt.
Heribert Laußer: Danach folgte ein Auftrag auf den anderen. 2010 machten wir den Silvertower, den Flugsteig A plus am Fraport und den Skytower der Europäischen Zentralbank. Karl Laußer: Frankfurt ist uns bis heute treu geblieben. Aktuell realisieren wir für den Flughafen wieder ein Großprojekt mit einem Volumen von ca. 90 Mio. für die Medienversorgung.
CG: Was war für Sie der stärkere Antrieb: der Wunsch, hohe Qualität abzuliefern oder die Faszination für Innovation?
Karl Laußer: Das hängt untrennbar zusammen. Wenn Sie im Technologiebereich ein hohes Qualitätsniveau erreicht haben, dann denken Sie kontinuierlich darüber nach, wie Sie die Dinge weiter verbessern können. Produkte, Prozesse, Technologien, einfach alles. Verbessern heißt verändern und da sind Sie schon mittendrin im Innovationsprozess. Jede Anlage, die wir bauen, ist ein Prototyp. Es ähnelt sich immer, aber es ist immer etwas anderes. Und jedes Mal noch etwas besser
Benedikt Lamby, Projektleiter Abteilung Medien – seit acht Jahren bei Lausser
Heribert Laußer: Das ist eine Stärke deutscher Handwerker und Ingenieure. Sie nehmen etwas in die Hand und denken „Das kann man doch besser machen!“.
Karl Laußer: Wichtig ist das Langzeitdenken. Wenn Sie im Leben etwas bewegen wollen, müssen Sie es langfristig verfolgen. Das Problem der jüngeren Generation ist, dass alles ganz schnell gehen muss. Langzeitdenken muss man lernen. Wir Alten haben gegenüber den Jungen da einen Vorteil: wir haben mehr Zeit gehabt. Wir konnten uns mit den Dingen eingehender befassen.
CG: Neue Energien, Energieeffizienz und -einsparung – die Themen der Energiewende waren und sind eng mit Lausser verknüpft. Weil die Industrie es immer mehr forderte oder weil Sie darin die Zukunft sahen?
Heribert Laußer: Für unsere Kunden planen und bauen wir wirtschaftliche und umweltschonende Anlagen zur Energieerzeugung. Das ist eines unserer Kernkompetenzfelder, auf das wir uns in den letzten Jahrzehnten immer mehr spezialisiert haben. Schon aus diesem Grund stehen bei uns Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. Aber auch, weil wir uns persönlich schon immer für diese Themen interessiert haben.
Karl Laußer: Schon als in den 1980ern die Energie teuer wurde, haben wir viel mit Solaranlagen gemacht. Da gehörten wir zu den Ersten. Heute, 40 Jahre später, ist das Thema nicht weniger aktuell. Der Trend geht vollkommen richtig hin zur Eigenversorgung per Photovoltaik. Das sehen die Stadtwerke und Energieversorger natürlich nicht gern. Die wollen ja ihren teuren Kohle-Strom verkaufen. Als großer Befürworter der Windkraft bin ich froh, dass die Kohlekraftwerke abgeschafft werden.
Heribert Laußer: Es geht immer um Energie und um die Frage: Wo wird sie in Zukunft herkommen? Um das beantworten zu können, machen wir Projekte mit Forschungshintergrund. So sind wir auch zur Geothermie gekommen. Das Süddeutsche Molassebecken zwischen Donau und Alpen bietet hervorragende Voraussetzungen zur geothermischen Nutzung. In und um München haben wir 80 % aller Geothermieprojekte realisiert.
CG: 80 % Ihrer Kunden sind Stammkunden. Für Porsche haben Sie alle Energiezentralen und Neubauten in Zuffenhausen realisiert. Daimler ist ebenso ein treuer „Returning Customer“ wie Daimler und BMW. Auch Konzerne wie Roche oder Siemens vertrauen auf Ihre Expertise oder Mittelständler wie Krones oder Strama-MPS. Auf welche Projekte oder Objekte sind Sie ganz besonders stolz?
Karl Laußer: Das ist nicht leicht zu beantworten, da könnte ich Ihnen eine ganze Reihe nennen. Aber ich sag jetzt mal: das Siemens Headquarter in München, aus mehreren Gründen. Die Technik, die wir dort verbaut haben, ist beeindruckend. Das Ganze im sensiblen Umfeld eines denkmalgeschützten Platzes mitten in der Stadt. Das Beste aber ist die Botschaft, die in der Auftragserteilung steckt. Sie müssen sich vorstellen: Wenn man vom Technologieführer den Großauftrag für die technische Gebäudeausrüstung bekommt, ist das der Ritterschlag. Dann ist man in der Tafelrunde angekommen.
Heribert Laußer: Mein persönlicher Favorit ist die BMWWelt in München. Das Erlebnis- und Auslieferungszentrum ist ein ikonisches Meisterwerk der Architektur und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Bayern, noch vor Schloss Neuschwanstein. Am Architekturwettbewerb nahmen 275 Architekturbüros teil. Ende 2001 setzte sich dann der Entwurf von Professor Wolf D. Prix aus Wien mit seinem Architekturbüro Coop Himmelb(l)au durch. Prix ist einer der bedeutendsten Vertreter des Dekonstruktivismus – und die BMW-Welt ist ein sehr prägnantes und gelungenes Exempel für diesen Baustil.
Karl Laußer: Ja, architektonisch ist die BMW-Welt sicher unser schönstes Projekt. Das gefällt mir heute noch. Alle großen Firmen unserer Branche haben uns für den Auftrag beneidet. Dass wir ihn bekommen, erfuhren wir während unserer Weihnachtsfeier. Das war ein ganz besonderes Geschenk für uns alle.
CG: Lausser wird 50. Karl Laußer arbeitet schon seit 60 Jahren in seinem Beruf. Wann werden Sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen?
Marion Götz, kaufmännische Projektabwicklung – seit 18 Jahren bei Lausser
Karl Laußer: Ich gehe nicht in Rente. Was soll ich denn dann machen? Ich werde mich nach und nach immer mehr zurückziehen und den Jüngeren das Feld überlassen. An neuen Lösungen werde ich aber weiter arbeiten. Ich habe noch so viele Ideen. Nur nicht mehr so viel Zeit. Deshalb muss ich mich beeilen.
CG: Woher nehmen Sie die Energie, um auch heute noch auf diesem hohen Niveau zu „performen“?
Heribert Laußer: Früher haben wir unsere Firma in Schwung gebracht. Jetzt hält sie uns im Schwung. Wir haben viel Spaß an dem, was wir tun. Unsere Begeisterung für die »Zähmung der vier Elemente« ist ungebrochen. Und alle ziehen mit. Dieser Spirit geht durch alle Etagen und kommt zu uns zurück.
Karl Laußer: Ich begeistere mich sehr für technische Prinzipien. Wie funktioniert etwas? Wie kann man es verbessern? Manchmal stehe ich mitten in der Nacht auf und zeichne etwas. Dann ist es aus dem Kopf, quasi dokumentiert, dann kann ich mich wieder hinlegen und gut schlafen. Später wird es dann im Team besprochen.
Heribert Laußer: So ist auch ein spezielles Verteilersystem entstanden für Heizungen, da haben wir das Patent. Oder die Idee für unsere Vorfertigung. Karl Laußer: Neugier und gute Ideen haben mich schon immer angetrieben. Gute Ideen bekommt man auch durch gute Leute. Mit Ihnen kann man clevere Ideen zu hervorragenden Lösungen weiterentwickeln. Das ist eine Kettenreaktion. Jeder diskutiert mit und trägt etwas bei. Das Auto hat ja auch nicht einer alleine erfunden. Da kommen tolle Vorschläge, die dann integriert werden. Man berät sich gegenseitig. Wichtig ist, dass man das ungefiltert tut und ungehemmt. Sich traut, auch „verrückte“ Ideen auszusprechen. Oder auch zugibt, wenn man etwas nicht weiß. Dumm ist nicht der, der etwas nicht weiß – sondern der, der es nicht zugibt. Denn dann können die anderen ihm ja nicht weiterhelfen.
CG: Wie wird es in Zukunft weitergehen? Gibt es eine Nachfolgeregelung für den hoffentlich fernen Tag, wo Sie sich zurückziehen?
Heribert Laußer: Das Unternehmen hat auch weiterhin eine vielversprechende Zukunft vor sich. Jeder braucht Wasser, jeder braucht Energie. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Im Gegenteil. Die Anforderungen werden immer komplexer. Und die Technik kommt von Lausser.
Karl Laußer: Mir ist wichtig, dass unser Lebenswerk erhalten bleibt. Dass es nicht verkauft und aufgeteilt wird. Es soll ein Familienbetrieb bleiben. Auch im Interesse unserer Mitarbeiter und den vielen Familien, die von uns leben. Deshalb werden wir wahrscheinlich eine Stiftung gründen. So kann die Personalstruktur bestehen bleiben. Die Gewinne fließen auch weiterhin in die Gehälter und in die Expansion des Unternehmens. Es kann aber nie verkauft werden.
CG: Das klingt nach einem guten Plan. Warum ist Ihnen so wichtig, dass Lausser ein Familienunternehmen bleibt?
Karl Laußer: In Deutschland gibt es im Bereich der Gebäudetechnik in unserer Größenordnung kaum noch Familienunternehmen. Die großen Unternehmen sind getrieben von Quartalszahlen, um die Anleger glücklich zu machen. Ihre Strategien sind schnelllebig, dabei ist Langfristigkeit sehr wichtig. Egal, ob es um die Entwicklung der Technologien, der Mitarbeiter oder der Kundenbeziehungen geht. Beständigkeit macht den Erfolg.
Heribert Laußer: Auch das Persönliche spielt eine wichtige Rolle. Wenn Lausser was verbockt hat, hat Lausser es in Ordnung gebracht. Wenn es Fragen in der Abrechnung oder Probleme im Projekt gab, haben wir nicht die Anwälte geschickt, sondern sind persönlich hingefahren.
Karl Laußer: Und wir gingen erst wieder, wenn eine Lösung gefunden wurde, mit der alle gut leben konnten.
Heribert Laußer: Fairness, Respekt und Authentizität sind uns wichtig. „Mit dem Hut in der Hand, kommt man durchs ganze Land.“
*Das Interview führte Christian Gosciniak (JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter)